frei
27. August – 5. November 2023
Ausstellung der IG Halle im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil
FREI ist der Abschluss der 2020 begonnenen Ausstellungstrilogie weit – wild – frei. Während Marlis Spielmann mit grossformatigen, äusserst filigranen Scherenschnitten die Freiheit von Frauen in der Gesellschaft thematisiert, schafft Erwin Schatzmann in seinen multimedialen Installationen ein buntes und grenzenloses Bild des Lebens. Susanne Lyner befreit die Farbe nicht nur von ihrem Träger, sondern geht auch an die Grenze der Formlosigkeit. Mit Bewegung und dem Mittel des provozierten Zufalls schafft Sandra Capaul eine Installation aus verschiedenen Objekten, die alle Teil desselben Prozesses sind. Das Medium Fotografie ist mit Patrik Fuchs vertreten, der in mehreren seriellen Arbeiten Gegenstände und deren menschliche und kulturelle Geschichten sammelt.
Kurator: Guido Baumgartner
Kompromisslos frei
Einer, der Freiheit zu leben versucht, ist der Winterthurer Künstler Erwin Schatzmann. Er fordert dazu auf, den Wandel, den man sich wünscht, selbst zu verwirklichen. Bekannt für seine bunt bemalten Holzfiguren und Holzbänke, die an zahlreichen Orten im öffentlichen Raum stehen, ergreift er immer wieder die Initiative, damit Kunst auch ausserhalb des Museums und des etablierten Kunstbetriebs stattfindet. SeinMorgenland ist ein einzigartiger Offspace der Lebenskunst. Ein bedeutender Teil seines Werks sind die Texte, die mit viel Humor ungewohnte Perspektiven vorschlagen. Auch in seinen Zeichnungen schafft Erwin Schatzmann ein buntes und grenzenloses Bild des Lebens.
Weibliche Freiheit oder gefangen im Muster?
Ähnlich wie Erwin Schatzmann verwendete Marlis Spielmann zu Beginn Elemente aus der Volkskunst. Ihre axialsymmetrischen Scherenschnitte formten Reigen aus menschlichen Figuren, Tieren und Blumen. Seit einigen Jahren fokussiert sie ihre Arbeit auf grossformatige Scheren- und Messerschnitte, die sich wie filigrane Wandteppiche präsentieren, aus der Nähe betrachtet jedoch überraschende gesellschaftskritische Details preisgeben. In ihrem gesamten Werk hat sie traditionell weibliches Handwerk wie etwa textile Techniken aufgegriffen und weiterentwickelt, um damit gleichzeitig Geschlechterrollen zu hinterfragen.
Gegenstand, losgelöst
Gegenstände wie Nistkästen oder Drahtzaunisolatoren dienen dem Fotografen Patrik Fuchs zur Reflexion über die Menschen, die sie geschaffen haben und die Kultur, der sie angehören. Zwischen Schutz und Gefangenschaft, zwischen unheimlich-heimelig erzählen sie ihre Geschichten. Im Format von Serien sammelt Patrik Fuchs verschiedene Exemplare des Gegenstands, um dessen Symbolik zu verdichten. In reduzierter Ästhetik, vor einem einheitlichen neutralen Hintergrund und losgelöst von ihrer ursprünglichen Umgebung leuchten die Objekte wie kostbare Fundstücke auf, die zum genauen Hinschauen auffordern. Aus der nüchternen, unkommentierten Sammlung formulieren sich subtile Botschaften.
Zwischen Form und Wandlung
Sowohl Susanne Lyner als auch Sandra Capaul legen für ihre Arbeit gewisse Bedingungen und Strukturen fest, die eine freie Entwicklung und Variationen zulassen. In der Bestrebung, der Farbe möglichst viel Eigenständigkeit zuzugestehen, frei von Attributen und gegenständlichen Assoziationen, nutzt Susanne Lyner Raster oder das Rechteck als Grundform. Die Wiederholung wird zum lebendigen Rhythmus, der das Zusammenspiel der Farben und die feinsten Schattierungen zur Entfaltung bringt.
Bewegung bestimmt viele von Sandra Capauls Arbeiten. Unter anderem setzt sie eine Drehscheibe ein, auf der sie die Arbeitsfläche anbringt und so die Farbe nach dem Prinzip des provozierten Zufalls fliessen lässt. Aus diesem Prozess sind auch die neuen Werke mit Lackfarbe entstanden: schrittweise von den Bildtafeln mit dem Titel Sulfurous zur Installation The circus of the sun, benannt nach einem Gedicht von Robert Lax, bis zu White noise, den Papierbahnen, die die von der Rotation weggeschleuderten Farbtropfen aufgefangen haben. Ein umfangreicher Werkzyklus befasst sich mit dem Gefäss. Dabei steht die Wandelbarkeit der Form im Zentrum, sie bringt Wahrnehmung und Gedanken in Bewegung.
Farbe befreien
In Susanne Lyners mit einer eigenen Technik entwickelten Farbobjekten löst sich die Farbe vollends vom Untergrund, indem sie nicht aufgetragen, sondern geworfen wird und ein dichtes, mehrschichtiges Geflecht aus Acryl bildet. Susanne Lyners Arbeiten prägt die Verbindung von Stofflichkeit und Flüchtigkeit, der Fokus auf die Materialität der Farbe in grosser Leichtigkeit.
Über Freiheit reden
Neben öffentlichen Führungen sind in der Ausstellung FREI mehrere Anlässe geplant: Ein Gespräch mit Erwin Schatzmann, Ingrid Käser und Tom Haller verbindet die Themen der Trilogie weit – wild – frei mit besonderem Blick auf die Realität des Künstlerberufs. Ein Podium thematisiert die Situation der Menschenrechte in unserer Gesellschaft in der Schweiz, in Europa, und stellt die Frage nach Freiheit und Verantwortung unter anderem im digitalen Raum. In Zusammenarbeit mit dem Kunstzeughaus findet eine Kurzführung mit Workshop statt, und an der Kulturnacht Rapperswil ist die IG Halle ebenfalls beteiligt.
Text: Judith Annaheim / IG Halle
Vernissagerede: Guido Baumgartner, Kurator
Medienspiegel
Art-TV.ch, 26.06.2023
Die Ausstellungstrilogie «weit – wild – frei» kommt zum Abschluss
sichtbar.art, 08.07.2023
frei| IG Halle im Kunstzeughaus Rapperswil
Kunst(Zeug)Haus zeigt «frei»
Filmeinwurf Blog, Michael Guggenheimer, 23.08.2023
Sammler ohne Sammlung (Patrik Fuchs)
Saiten, 30.08.2023
Abschluss von «weit – wild – frei» im Kunst(Zeug)Haus
Die Ausstellungstrilogie «weit – wild – frei» kommt zum Abschluss
Über Freiheit reden – ein Gespräch
Kunstverein an der Ausstellung «frei»
«frei» in der Kulturnacht
Spannende Ausstellung zum Thema «frei»
Freies Künstlerleben – Gespräch
Künstler-Finissage der IG Halle
Diese Ausstellung wird realisiert mit freundlicher Unterstützung von:
Kanton St.Gallen Kulturförderung / Swisslos
Stadt Rapperswil-Jona
Asuera Stiftung
Temperatio – Stiftung für Umwelt | Soziales | Kultur
Gönnerverein IG Halle | artefix Kultur und Schule
Ortsgemeinde Rapperswil-Jona
Anlässe in der Ausstellung FREI
Vernissage
Sonntag, 27. August, 11.30 Uhr
Einführung: Guido Baumgartner, Co-Präsident und Kurator IG Halle
Mit anschliessendem Apéro
Kindervernissage mit artefix kultur und schule um 11.30 Uhr
Beitrag Art–Tv
Freitag, 1. September
Art–Tv, Die Ausstellungstrilogie «weit – wild – frei» kommt zum Abschluss
Video Direktlink
Kunst & Stift
Mittwoch, 6. September, 18.30–20.30 Uhr
Juckt es Sie nicht manchmal in den Fingern, wenn Sie Kunstwerke betrachten?
Genau dafür gibt es Kunst und Stift: Ein Workshop für Erwachsene, in dem Sie selbst mit dem Zeichenstift aktiv werden dürfen. Und das ganz ohne Vorkenntnisse. Nehmen Sie bitte einfach etwas Gwunder mit, und dann lassen Sie sich unter der Anleitung der Künstlerin Tatiana Witte auf eine Entdeckungsreise ein.
Zur Einstimmung gibt es eine Kurzführung durch die Ausstellung FREI mit Kurator Guido Baumgartner.
Kosten: CHF 25 (für Mitglieder Freundeskreis und mit Kulturlegi: CHF 15)
Podium Menschenrechte hier und jetzt: Freiheit, Demokratie und digitale Verantwortung
Sonntag, 10. September, 11.30 Uhr
Über Freiheit reden
Gespräch mit:
Dr. Christoph A. Karlo, Präsident Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz
Hernani Marques, Chaos Computer Club, Zürich
Moderation, Guido Baumgartner, Kurator der Ausstellung
frei heisst die aktuelle Ausstellung der IG Halle im Kunstzeughaus Rapperswil. Das Gespräch am kommenden Sonntagmittag erweitert das Thema in den digitalen Raum: Was bedeutet Freiheit im Internet? Wieviel Kontrolle braucht das Internet? Diese und weitere Fragen – gerne auch aus dem Publikum – erörtert Hernani Marques vom Zürcher Chaos Computer Club. Der seit 2005 bestehende Verein von Hackern und Technikbegeisterten betreibt seine Auseinandersetzung mit Technologien auch mit Blick auf Demokratie und Bürgerrechte. Dass Menschenrechte auch in der Schweiz ein wichtiges Thema sind, vertritt Dr. Christoph A. Karlo, Präsident der Robert F. Kennedy Stiftung Schweiz. Diese arbeitet seit 2015 mit schweizer Schulen zusammen, um mit ihrem Bildungsprogramm die Kenntnis und Umsetzung der Menschenrechte zu stärken. Freiheit ist nie selbstverständlich und oft unbequem. Alle sind eingeladen, mitzureden.
Eintritt 25.–
Über Freiheit reden – ein Gespräch
Kulturnacht Rapperswil-Jona
Samstag, 16. September, 19.30 Uhr
Öffentliche Führung durch die Ausstellung frei
Der Rundgang durch die Ausstellung mit Guido Baumgartner, Kurator IG Halle, ist Teil der 16. Kulturnacht in Rapperswil. Von 17 bis 23 Uhr bieten unter dem Motto KunterBunt das Kunst(Zeug)Haus, das Stadtmuseum, die Alte Fabrik, die Stadtbibliothek, das Haus der Musik, das Zeughausareal und der Zeughausgarten sowie die Kinder- und Jugendzentren ein spannendes, kostenloses Programm für Publikum jeden Alters.
Schon allein im und ums Kunst(Zeug)Haus erwartet Sie Musik, Kunst, Literatur sowie ein multikulturelles kulinarisches Angebot.
Freier Eintritt
Das freie Künstlerleben – ein Gespräch
Sonntag, 22. Oktober, 11.30 Uhr
Das Gespräch verbindet die Themen der Ausstellungstrilogie «weit – wild – frei». Je ein Künstler /eine Künstlerin aus den drei Ausstellungen ist daran beteiligt. Wir befragen sie über die Realität ihres Berufs und diskutieren über die Wirkung von Kunst auf die Gesellschaft.
Als KünstlerIn lebt es sich freier – ein Mythos?
Immer mehr junge Menschen wollen Kunst machen. Weil man freier ist, kreativ sein, etwas Neues in die Welt setzen kann. Doch worin besteht die Freiheit wirklich? Ist sie ein Mythos? Wir befragen dazu die Künstlerin Ingrid Käser, den Fotografen Tom Haller und den Künstler und Autodidakten Erwin Schatzmann.
Moderation: Guido Baumgartner, Kurator der Ausstellung
Eintritt 25.–
linth24, 18.10.2023
Freies Künstlerleben – Gespräch
Finissage: Rundgang mit den Kunstschaffenden
Sonntag, 5. November, 11.30 Uhr
Finissage-Rundgang mit Susanne Lyner, Patrik Fuchs, Marlis Spielmann, Erwin Schatzmann und Sandra Capaul.
Im Gespräch mit den Kunstschaffenden führt Kurator Guido Baumgartner durch die Ausstellung FREI. Die Gelegenheit, um die Ausstellung zu sehen, die Künstlerinnen und Künstler zu treffen und persönliche Einblicke in ihr Schaffen zu bekommen.
Eintritt 20.–
Künstler-Finissage der IG Halle
Kunstpädagogik artefix kultur und schule
Die Ausstellung wird kunstpädagogisch von artefix kultur und schule begleitet.
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