Mensch – Maschine – Globalisierung
Webmaschinengeschichten aus der Agglomeration Obersee
IG Halle im Werkareal Joweid Rüti
21. Juni 2008
Wann wurde mit Weben in unserer Region begonnen? Was bedeuteten die Maschinenfabriken für die damaligen Menschen in der Region? Was ist ein Schiffli? Was ein Webfach? Was ein Schusseintragssystem? Was brachte die Globalisierung den traditionsreichen Maschinenunternehmen hierzulande früher und heute? Was bedeuten uns ausgediente Maschinen?
Kurator: Peter Röllin
Maschinenindustrie Rüti verband sich auch mit Rapperswil-Jona
Spinnen und Weben haben durch die Innovationen der von England ausgehenden industriellen Revolution an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert den grossen und folgenschweren Schritt in die Maschinenarbeit erfahren. Fabriken wurden vor allem für die ländliche Bevölkerung zu neuen sozialen Orten. Erste Spinnmaschinen liefen in der Region seit 1803 an der Ostseite der Spinnereistrasse in Jona. Wenig später trat der Rütner Salomo Honegger mit den Gebrüdern Braendlin in Jona in Verbindung und begann 1814 mit maschinellem Spinnen in Rüti. Die Gebrüder Honegger betrieben bald grosse Webereien in Siebnen, Wangen (SZ) sowie im südbayrischen Kempten. Aus der Textilindustrie entwickelte sich wie bei Escher Wyss und Rieter der Maschinenbau als eigentliches Kerngeschäft. Der „Honegger-Stuhl“ war international ein Begriff.
Seit 1864 war auch der Rapperswiler Unternehmer Heinrich Bühler-Honegger Mitinhaber des Rütner Unternehmens „Caspar Honegger“. Bühler-Honegger war auch Rapperswiler Stadtrat, Präsident des Verkehrsvereins in Rapperswil, Promotor von Seedamm und „Bühlerallee“, war Ehrenbürger von Rapperswil, und vertrat gleichzeitig die Zürcher Wirtschaftsunternehmen für zwölf Jahre im Nationalrat. Im beginnenden 20. Jahrhundert sassen auch der Rapperswiler Hans Gwalter und der in Jona ansässige August Braendlin-Letsch im Direktorium der Maschinenfabrik Rüti. Die familiären Banden von Gwalter führen auch zur Familie Honegger.
Globalisierung und ausgediente Maschinen
1982 hat Sulzer Winterthur die Maschinenfabrik Rüti vom Georg Fischer-Konzern Schaffhausen übernommen. Sulzer selbst hat erst 1930 mit dem Bau von Webmaschinen begonnen. Seit 2002 ist der einst international bedeutende Webmaschinenbau auf dem weiten Werkareal Joweid beim Bahnhof Rüti eingestellt. Vor allem asiatische Märkte und das von Billiglohnländern erworbene Know-how in der elektronischen Maschinentechnik führten zu den bekannten Schwierigkeiten in der inländischen Produktion. In der Joweid in Rüti sind neue Nutzer eingezogen. Erhalten geblieben ist in Rüti eine einzigartige Werksammlung von rund sechzig verschiedenen Webmaschinentypen. Das wertvolle Kulturgut ist heute Eigentum der Kantonalen Denkmalpflege Zürich, die die frühere Spinnerei Neuthal bei Bauma als späteren Ort für die Sammlung vorsieht.
Die von der IG Halle organisierten Führungen mit Charles Karcher und Walter Koch, beide frühere Mitarbeiter bei Sulzer Rüti, haben gemeinsam mit Peter Röllin, Kultur- und Kunstwissenschaftler, Rapperswil, starken Zuspruch gefunden. Interessierte haben Grundtechniken des Webens, wesentliche Erfindungen und die Vielfalt im Maschinenbau kennenlernen, aber auch umfassende Informationen zur regionalen Industrie- und Sozialgeschichte sowie zur Globalisierung erfahren.
Text: Peter Röllin / IG Halle
1. Führung
Samstag, 21. Juni, 10.15 Uhr
2. Führung
Samstag, 21. Juni, 14.15 Uhr
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