Silence
IG Halle im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil
9. Februar – 4. Mai 2014
Wandern, Trekking, Bergsteigen oder Rückzug auf eine ferne Insel: Outdoor! Raus aus dem Alltag! Keine Frage. Die mentale und auch physische Reaktion auf das städtische Alltagsleben ist ein Phänomen seit der Industrialisierung. Berge, Landschaften und Inseln beglücken uns mit magischer Wirkung, verbunden auch mit Erfahrungen der Einsamkeit, Verlorenheit, aber auch Selbstfindung. Die Ausstellung SILENCE der IG Halle im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil vereint mit eindrücklichen Fotografien von Markus Gisler und Renato Bagattini den Spannungsbogen zwischen ruhelosem Alltag und der Selbstfindung in Berg- und Insellandschaften.
Kurator: Peter Röllin
Bergwucht und nasskalte Insel
Das französische und englische Wort SILENCE steht als Ausstellungstitel der Fotografen Markus Gisler und Renato Bagattini. Beide von IG Halle-Kurator Peter Röllin vorgestellten Fotografen arbeiten eng im System des Berufsalltags, und beide finden als gute Bildschaffende in der einsamen und verlassenen Natur die für sie wichtigen Kontrastlandschaften. Ausstellung und Rahmenveranstaltungen thematisieren diesen Spannungsbogen zwischen ruhelosem Tagesgeschäft und der Stille sowie Einsamkeit an individuell aufgesuchten Orten.
Markus Gisler hat Fotografie schon in jungen Jahren entdeckt, betrieb ein Labor für Schwarz-Weiß-Aufnahmen und war im Bekanntenkreis für seine Reportagen bekannt. Statt zur Fotoschule drängte sein Vater den Jungen in die Betriebsökonomie. Nach Jahren bei «Finanz & Wirtschaft», einem Lokalradio und dem «Tages-Anzeiger» sowie der «Aargauer Zeitung» wurde Markus Gisler 1990 Chefredaktor der eben gegründeten Wirtschaftszeitung «Cash». Über Jahre war er auch Gastgeber der TV-Sendung «Cash-Talk». Seit 2012 ist der heutige Kommunikationsberater und freie Publizist Stadtrat in Rapperswil-Jona. Die Fotografie spielte neben dieser an der Wirtschaft orientierten Betriebsamkeit immer eine zentrale Rolle. Die auf einsamen Bergwanderungen entstandenen Farbaufnahmen bevorzugen nebelverhangene, vom Wetterumschlag gezeichnete Landschaften. Die farbigen Grossformate streiten nicht um touristische Attraktivität. Sie eröffnen von leidenschaftlicher Bildregie geführt staunenden Einlass in die Grösse der Berge. Die monumentale Aufnahme der vereisten Kempratner Bucht in Rapperswil bricht mit der Regel, dass Stille in Städten nicht mehr vorhanden ist. Doch das sind ganz selten gewordene Momente.
Die nasskalte, im November und Dezember von Touristen leergefegte Insel Kythira am südlichen Zipfel des Peloponnes ist seit rund dreissig Jahren Ziel des 1959 geborenen Fachfotografen Renato Bagattini aus Uster. Seine in Griechenland entstandenen Schwarz-Weiss-Aufnahmen thematisieren Leere, Regen, Kälte und karge Spuren von Leben in der winterlichen Welt. Auf sich selber Zurückfallen an diesem Ort schafft dem Fotografen Ausgleich zur Schnelllebigkeit am Computer zuhause. Der Kontrast der neblig-silbrigen Bilder zu den Berufsarbeiten von Renato Bagattini könnte grösser nicht sein. In der Liste seiner Kunden finden sich u.a. Tageszeitungen (Basler Zeitung, Berner Zeitung, Sonntagszeitung, Zürcher Oberländer), Swiss, Schweiz Tourismus und Bundesamt für Landschaft (Naturpärke Schweiz), Helvetas. Die auf Kythira entstandenen Serien «Silence» und «Der Regen an meinem Fenster» werden mit den 2011–13 entstandenen «Erosionen» aus dem Tösstal ergänzt. Gerade diese wässrigen, wie Film Stills erscheinenden Nagelfluh-Einschlüsse sind von Zeitvorstellungen gänzlich entbunden.
Text: Peter Röllin / IG Halle
Medienspiegel
IG Halle stellt Fotoarbeiten von Markus Gisler aus
Mit Renato Bagattini raus aus dem Alltag
Zürcher Oberländer, 06.02.2014
Natur als Hort innerer Stille
St.Galler Tagblatt, 06.02.2014
Rapperswil – Die Ruhe nach dem Sturm
In der Einsamkeit zu sich finden
Südostschweiz Gaster, 10.02.2014
Mystisch-idyllische Fotokunst lockt viele ins Kunstzeughaus
Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2014
Im Meer von Einsamkeit und Stille
Ein Künstlergespräch zu Alltag und Freizeit
Die Notwendigkeit von Stille und unberührter Natur diskutiert
Obersee Nachrichten, 03.04.2014
Gislers berührende Schattenseiten
Anlässe in der Ausstellung SILENCE
Vernissage
Sonntag, 9. Februar, 11.30 Uhr
Einführung: Peter Röllin, Kurator der Ausstellung
Kindervernissage um 11.30 Uhr mit artefix kultur und schule
Podiumsgespräch «Raus aus dem Alltag»
Donnerstag, 20. Februar, 18 Uhr
Gesprächsrunde zwischen den Fotografen Renato Bagattini, Markus Gisler sowie Bruno Glaus, Präsident Kunstverein Oberer Zürichsee und Peter Röllin, Leiter IG Halle
(Bild: Renato Bagattini, Kythira aus der Serie Silence)
Ein Künstlergespräch zu Alltag und Freizeit
Podiumsgespräch «Hotspot Wilderness»
Montag, 3. März, 18 Uhr
Tourismus hat die Alpen in den letzten 50 Jahren gründlich verändert. Abenteuerwerte und Eventkultur greifen nicht erst heute auf ferne Inseln und alpine Landschaften. Zwei Rahmenveranstaltungen thematisieren Alltagerfahrungen und die Suche nach Einsamkeit und Stille, aber auch den grossen Rausch, die Eventisierung von Landschaften, das trügerische Abheben von Sorgen und Stress im Alltag. In Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Oberer Zürichsee unterhalten sich Bruno Glaus und Peter Röllin mit den Fotografen der Ausstellung zum Phänomen «Raus aus dem Alltag» (Donnerstag, 20. Februar, 18 Uhr). Unter dem Titel «Hotspot Wilderness» steht ein Podiumsgespräch unter Leitung von Prof. Dominik Siegrist, Institut für Landschaft und Freiraum ILF, Hochschule für Technik Rapperswil. Teilnehmer an dieser Runde sind: Katharina Conradin, Geschäftsführerin, Mountain Wilderness Schweiz, Partrick Hartmann, Agenturleiter Helvetia Versicherung Wattwil, ehemaliger Geschäftsführer Toggenburg Tourismus, und Peter Röllin, Kultur- und Kunstwissenschaftler.
(Bild: Dragiza Stoni / Zürichsee-Zeitung)
Die Notwendigkeit von Stille und unberührter Natur diskutiert
Öffentliche Führungen
Sonntag, 23. Februar, 11.30 Uhr
Sonntag, 9. März, 11.30 Uhr
Sonntag, 30. März, 11.30 Uhr
Sonntag, 27. April, 11.30 Uhr
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