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26. August 2018 –
04. November 2018



That One Moment

Marc-Antoine Fehr, Jungjin Lee, Barbara Ellmerer, Peter Maurer, Lukas Salzmann, Christoph Eberle, Cosmicball Thomas Schär, Peter Untermaierhofer, Roswitha Louwes, Jan Czerwinski

Marc-Antoine Fehr, Malerei
Marc-Antoine Fehr, Malerei
Jan Czerwinski, Malerei
Jan Czerwinski, Malerei
Ausstellungsansicht
Ausstellungsansicht
Christoph Eberle, Malerei
Christoph Eberle, Malerei
Lukas Salzmann, Malerei
Lukas Salzmann, Malerei
Jungjin Lee, Fotografie
Jungjin Lee, Fotografie
Eröffnung THAT ONE MOMENT
Eröffnung THAT ONE MOMENT
Thomas Schär, Urnen
Thomas Schär, Urnen
Barbara Ellmerer, Malerei
Barbara Ellmerer, Malerei
Roswitha Louwes, Drucke
Roswitha Louwes, Drucke
Peter Untermaierhofer, Fotografie
Peter Untermaierhofer, Fotografie

That One Moment

26. August – 4. November 2018
IG Halle im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil


Die Ausstellung That One Moment gilt dem Thema von Tod und Vergänglichkeit. Der Fokus liegt dabei auf dem Leben und auf der Frage, wie alle die Momente gelebt werden, bevor der Eine Moment eintritt. Die Auswahl umfasst mehrheitlich Malerei und Fotografie und nähert sich dem Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: vom neu interpretierten Stillleben über die Erforschung von Materie an der Grenze von Fülle und Zerfall, über die Darstellung von Ruinen ebenso wie Skeletten bis zu sichtbaren und unsichtbaren Phänomenen der Wahrnehmung. In Begleitanlässen öffnen wir den Diskurs für Perspektiven aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung, z.B. über Begegnungen mit Menschen, die unkonventionelle Tätigkeiten ausüben oder sich beruflich intensiv mit dem Tod beschäftigen. 


Kurator: Guido Baumgartner

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Die diesjährige Ausstellung der IG Halle gilt dem Thema von Tod und Vergänglichkeit. Mit dieser thematischen Gruppenausstellung, umfassend zehn Positionen zeitgenössischer Kunst, bespielt die IG Halle wiederum das Obergeschoss des Kunst(Zeug)Hauses in Rapperswil. Neben der künstlerischen Annäherung an das Thema, vor allem mit Malerei und Fotografie, ermöglichen mehrere Veranstaltungen eine vertiefte Auseinandersetzung, z.B. über Begegnungen mit Menschen, die unkonventionelle Tätigkeiten ausüben oder sich beruflich intensiv mit dem Tod beschäftigen.  
Jeder Moment ein entscheidender
Was aber haben uns Kunstschaffende über dieses existenzielle Thema zu sagen? Kunst wirft vor allem Fragen auf. Wenn Peter Maurer in seiner neuen Fotoserie Traumland Menschen porträtiert, die mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen auf der Erde, in einer Wiese, zwischen Blumen liegen, dann weckt dies unweigerlich die Frage, ob sie als Schlafende oder als Tote dargestellt sind. Die Serie könnte als Experiment dafür gelten, ob die Vorstellung des Todes den Blick auf einen Menschen verändert und dessen Kostbarkeit und Einzigartigkeit bewusst macht. That One Moment bezeichnet somit nicht nur den letzten Moment, sondern jeden einzelnen Moment eines Lebens, der durch den Grad der Bewusstheit über Leben und Tod entscheidet. Darüber, wie wach und vollständig wir unser Dasein, uns selbst und unser Gegenüber erfahren. Jungjin Lees Schwarz-Weiss-Fotografien fangen solche Momente persönlich erfahrener Wesentlichkeit ein, poetische Zeugen der Essenz in der Flüchtigkeit des Daseins.
Die Sinnlichkeit der Endlichkeit
Mit offensichtlichen Zeichen der Vergänglichkeit arbeitet Jan Czerwinski. Menschen- und Tierschädel setzt er in abstrakten Inszenierungen in düstere Landschaftskulissen – unvermittelt und unerklärbar wie der Tod. Bei näherer Betrachtung entfalten die minutiös realistisch gemalten Objekte eine magische Fülle von Farben und ein reiches Innenleben. Eine ähnliche Spannung zwischen inhaltlichem Verweis auf das Sterben und formalem Ausdruck von Fülle findet sich in vielen der präsentierten Werke. Während die Pflanzen in Barbara Ellmerers Ölbildern auf dem Höhepunkt ihrer Entfaltung in den Zerfall kippen, drängt sich die plastische Sinnlichkeit der Malerei selbst in den Vordergrund. Die energische, chaotische Art der Pinselführung verbündet sich mit der Unkontrollierbarkeit der Lebensenergie. Barbara Ellmerer, die sich auf wissenschaftlicher Basis intensiv mit Materie befasst, lässt uns somit eine fortwährende Gleichzeitigkeit von Lebensfülle und Endlichkeit erfahren.
In fotorealistischer Eindringlichkeit konfrontiert uns Christoph Eberle mit rohen Fleischstücken, Betonruinen oder verlassenen Betten. Seine Ölbilder sind eindrückliche Memento Mori, die an ungewöhnlichen Sujets Realität und Schein von Materie anschaulich machen. Das Stillleben, deutlicher noch auf Französisch nature morte, als klassische Form der malerischen Auseinandersetzung mit dem Tod wird auch heute noch praktiziert. Marc-Antoine Fehr, vertreten mit vier grossformatigen Bildern, fokussiert gerne auf den Gegenstand, verleiht diesem durch monumentale Vergrösserung oft eine theatralische Würde. Gleichzeitig vollzieht sich am Gegenstand ein Blick auf das Leben als Bühne, als wäre unser Dasein ein längst verstummtes und zum Stillstand gekommenes Spiel. Dieses Gefühl konkretisiert sich beim Anblick von Peter Untermaierhofers Fotografien verlassener Orte: Hotels, Kliniken, Villen, Industriegebäude, Kinos oder Theater – geschichts- und erinnerungsträchtige Zeugen menschlicher Aktivität sieht man dem Zerfall, dem Moos und dem Rost preisgegeben.
Wandelbar und erweiterbar
Dem unheimlichen Gefühl von Leere stehen jedoch auch Zeugen der Erneuerungsfähigkeit gegenüber. In einer intimen, auf Meditation basierenden Reihe von Arbeiten in Drucktechnik und mit dem Kreis als Grundformat spürt Roswitha Louwes dem Lebenszyklus nach. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Sterbeprozess ihres Vaters über Worte und Bilder hat sie gleichzeitig einen eigenen Erfahrungszyklus geschaffen, der emotional und künstlerisch in einen Neuanfang mündet. Kunstschaffenden als Experten für Transformation kommt also auch die Aufgabe zu, uns an unsere Wandlungsfähigkeit zu erinnern. Und Unsichtbares sichtbar oder vielleicht eher fühlbar zu machen. Dass unsere Wahrnehmung erweiterbar ist, zeigt uns Lukas Salzmann mit seiner Technik des Übermalens fotografischer Vorlagen. Seine gegenständlichen, aber atmosphärisch verdichteten Bilder öffnen dem Betrachter emotionale Räume und führen ihn in einen Zustand der Schwebe zwischen Erkennbarkeit und Geheimnis, zwischen Sichtbarem und Mystischem.
Wer die Ausstellung betritt, wird als erstes daran erinnert, was aus der Materie, die uns ausmacht, eines Tages wird. Eine Gruppe von unkonventionell gestalteten Urnen erscheint auf einer niedrigen Plattform gegenüber dem Treppenaufgang – auf Augenhöhe mit dem eintretenden Besucher. Die handgefertigten Urnen stehen da nicht als Symbole, sondern als Produkte für den echten Bedarf und gleichzeitig als Kunstobjekte. Kreiert von Thomas Schär, spiegeln die Gefässe Individualität sogar für den Moment, in dem diese sich auflöst.
Experten für Transformation
Einen Vorgeschmack auf diesen einen unausweichlichen Moment kann man sich am Happening vom 28. Oktober verschaffen: Transformations-Pionierin und Künstlerin Preeti Chandrakant verbindet in ihrem Werk Kunst und Spiritualität, weshalb sie auch Maharishikaa genannt wird, in Indien der höchste Titel für eine spirituelle Mentorin, die der Gesellschaft neue Impulse gibt und dem Individuum Selbsterkenntnis und Transformation ermöglicht.
Ebenfalls im Rahmen der Ausstellung findet am 25. Oktober ein Bildvortrag der Ethnologin Regula Tschumi statt über die fantastisch gestalteten Särge des westafrikanischen Volkes der Ga.
Am 13. September feiern zwei der an der Ausstellung beteiligten Kunstschaffenden gemeinsam ihre Buchvernissage: Roswitha Louwes mit der Serie Lebenskreise und Lukas Salzmann mit In the Viewer’s Eye – the Unknown bei Arnoldsche Art Publishers. Beide Publikationen werden von der IG Halle herausgegeben.
Die Ausstellung schliesst mit einer Podiumsdiskussion am 4. November. Beteiligt sind: Gudrun Orlet, Schriftstellerin und Referentin, die ihre Beratungen „Lebensgespräche“ nennt, Christian D. Grichting, der als nichtreligiöser Trauerredner Zeremonien gestaltet, Gregor Frei, der sich als Regisseur von Das Leben vor dem Tod mit dem Freitod auseinandersetzt, Agent Monorom, die mit Mission Eternity ein künstlerisch-soziales Projekt für das ewige Weiterleben im digitalen Raum betreibt und Guido Baumgartner, Kurator der Ausstellung.


Text: Judith Annaheim / IG Halle

Medienspiegel


Zürichsee-Zeitung, 23.08.2018

Über das Leben vor und nach dem Tod


P.S. Die linke Zürcher Zeitung, 24.08.2018
Ende


Stadt Magazin Rapperswil-Jona, 09/2018
That One Moment


Neue Zürcher Zeitung, 07.09.2018

Stirb, um zu werden – die Auferstehung der Illusion


Südostschweiz, 08.09.2018
Der letzte Moment im Leben als Kunstwerk


Südostschweiz, 11.09.2018
Kunstschaffende stellen ihre Bücher vor


Zürcher Oberländer, 09.10.2018

Konfrontation mit einem unbequemen Thema


March-Anzeiger, 19.10.2018
Spagat zwischen Melancholie und wachem Interesse


Linth Zeitung, 22.10.2018

Tod und Vergänglichkeit in der Kunst


linth24.ch, 31.10.2018

«An der Grenze der Existenz» in der IG Halle





Anlässe in der Ausstellung That One Moment

Vernissage

Sonntag, 26. August, 11.30 Uhr

Einführung: Guido Baumgartner, Kurator und
Co-Präsident IG Halle

Kindervernissage: 11.30 Uhr mit artefix kultur und schule

Buchvernissage

Roswitha Louwes: Lebenskreise
Lukas Salzmann: In the Viewer’s Eye – the Unknown

Donnerstag, 13. September, 19.00 Uhr

Im Rahmen der laufenden Ausstellung That One Moment feiern Roswitha Louwes und Lukas Salzmann gemeinsam ihre Buchvernissage. Von beiden sind auch Werke in der Ausstellung zu sehen. Die Publikationen wurden von der IG Halle herausgegeben. Das Buch Lukas Salzmann: In the Viewer’s Eye – the Unknown ist bei Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart erschienen. Der Verleger Dirk Allgaier wird anwesend sein und zusammen mit Guido Baumgartner, Kurator und Herausgeber, die Publikationen vorstellen.


Zu den Publikationen




Publikation Lukas Salzmann

In the Viewer’s Eye – the Unknown

2018, Arnoldsche Art Publisher, Stuttgart


Mit einem Text von Dr. Rudolf Velhagen.
Als klassischer Maler ist Lukas Salzmann der Gegenständlichkeit verpflichtet und stellt in vielen seiner Arbeiten Bezüge zur Kunstgeschichte und zur Medienwelt her. Er übermalt fotografische Vorlagen und befreit die Bilder so aus ihrer Funktionsgebundenheit. Mit intensivem Farbauftrag und kraftvollem Duktus löst er scheinbar eindeutige Inhalte auf und überführt sie in eine Mehrdeutigkeit, die dem Mystischen genauso viel Geltung zugesteht wie dem Offensichtlichen. ­Salzmanns atmosphärisch dichte Bilder öffnen dem Betrachter emotionale Räume und führen ihn in einen Zustand der Schwebe zwischen Erkennbarkeit und Geheimnis, in dem die transformative Kraft der Malerei ihre ganze Wirkung entfaltet.


Einblick ins Buch (PDF)


144 Seiten, Hardcover
CHF 48.–

Bestellen im Shop

Publikation Roswitha Louwes

Lebenskreise, 2018


Mit einem Text von Judith Annaheim.
Die in dieser Publikation gefassten Werke beschreiben Zyklen auf verschiedenen Ebenen. Sie sind thematisch verbunden durch das Sterben des Vaters der Künstlerin und spiegeln den sich vollendenden Lebenskreis. Durch die bewusste Auseinandersetzung hat Roswitha Louwes gleichzeitig einen eigenen Erfahrungszyklus geschaffen, der emotional und künstlerisch in einen Neuanfang mündet.


Einblick ins Buch (PDF)


44 Seiten, Softcover mit irisierendem Spezialpapier
CHF 30.–

Vergriffen

Kulturnacht Rapperswil

Öffentliche Führung durch die Ausstellung That One Moment 
Samstag, 15. September, 19.30 Uhr


Der Rundgang durch die Ausstellung mit Guido Baumgartner, Kurator IG Halle, ist Teil der 11. Kulturnacht in Rapperswil. Von 17 bis 23 Uhr bieten unter dem Motto «Kultur Vereint(t)» das Kunst(Zeug)Haus, das Stadtmuseum, die Alte Fabrik, die Stadtbibliothek, das Haus der Musik, die Musikschule und die Kinder- und Jugendarbeit ein spannendes, kostenloses Programm für Publikum jeden Alters.
Schon allein im und ums Kunst(Zeug)Haus erwartet Sie Musik, Kunst, Schau und Spiel sowie ein multikulturelles kulinarisches Angebot.




Regula Tschumi

Bildvortrag: Die Pracht des Abschiednehmens – Einsichten in die ghanaischen Bestattungsrituale mit figürlichen Särgen. 
Donnerstag, 25. Oktober, 19.00 Uhr

Seit gut 60 Jahren stellen Handwerker der südghanaischen Volksgruppe der Ga Särge in Form von Tieren und allen möglichen Gebrauchsgegenständen her. Die detailliert aus Holz geschnittenen und bunt bemalten Särge beziehen sich auf den Beruf des Verstorbenen: Ein Musiker erhält eine E-Gitarre, ein Chauffeur einen Lastwagen und ein Bauer eine Tomate. Die Werke der Sargkünstler sind international in Museen und Galerien gezeigt und dokumentiert worden. In ihrer jahrelangen Feldforschung konnte die Ethnologin und Kunsthistorikerin Regula Tschumi jedoch unerwartete Zusammenhänge in der Herkunft dieser besonderen Bestattungsform aufzeigen.

Maharishikaa Preeti shows you how to die

Happening mit Preeti Chandrakant – Transformations-Pionierin, Konzeptkünstlerin, Filmemacherin 
Sonntag, 28. Oktober, 16.00 Uhr
In Englisch und Schweizerdeutsch.

Eine Wissende, von der die Menschen leben lernen, wird uns zeigen, wie Sterben geht. Wagen Sie den Schritt ins Unbekannte. Die international tätige Transformations-Pionierin und Künstlerin Preeti Chandrakant wird in Indien Maharishikaa genannt, der höchste Titel für eine spirituelle Mentorin, die dem Individuum Selbsterkenntnis ermöglicht und der Gesellschaft neue Impulse gibt. In einer magischen Verschränkung von Kunst und Spiritualität schafft das Happening einen Raum für Transformation. Über Interaktionen, konkrete Anleitungen und Erfahrungen erweitert es den Blick auf Leben und Tod.  

An den Grenzen der Existenz

Podiumsgespräch
Sonntag, 4. November, 11.00 Uhr
Gudrun Orlet, Schriftstellerin und Referentin
Gabriela von Wyl (Agent Monorom), etoy.CORPORATION – Project Mission Eternity
Gregor Frei, Regisseur von Das Leben vor dem Tod
Christian D. Grichting, Säkularer Trauerredner

Christian D. Grichting gestaltet Trauerfeiern und individuelle Rituale jenseits von Religion und Konfession. Dabei arbeitet er auch eng mit dem Urnengestalter Thomas Schär zusammen, dessen Objekte in der Ausstellung gezeigt werden. Gudrun Orlet setzt sich sowohl in ihren Gedichten als auch als Referentin und Beraterin mit dem Thema Tod auseinander. Gabriela von Wyl hingegen betreibt mit Mission Eternity ein soziales Kunstprojekt für das ewige Weiterleben im digitalen Raum. Mit dem Thema Freitod hat sich Gregor Frei in seinem Film Das Leben vor dem Tod sowohl als Regisseur als auch als Protagonist auseinandergesetzt.

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