WEISS. ich weiss
IG Halle in der Alten Fabrik Rapperswil
10. Januar bis 16. Februar 2003
Dunkles, dem Hellen zuliebe
Ausstellung Weiss. ich weiss von Heidi Langauer bei der IG Halle in Rapperswil
Verschneite Dickichte oder schwungvolle Linien, wie sie ein Eisläufer auf einem schwarz gefrorenen See hinterlässt, sind auf Heidi Langauers Gemälden zu sehen. Hinter der Idylle steckt jedoch eine subversive Kraft.
Kurator: Peter Röllin
Nur oberflächlich gesehen könnte man Heidi Langauers Werk als lyrisch-expressive Malerei bezeichnen, die oft an verschneite Winterlandschaften erinnert. Schneefelder, Eisflächen oder winterliche Birkenwälder glaubt man auf ihren Bildern zu sehen. Ihre rhythmisch angeordneten Pinselstriche haben auch eine musikalische Qualität.
Subversive Kraft
Unter dieser Idylle ist jedoch eine starke subversive Kraft zu spüren. Die „Farben“ Schwarz und Weiss haben nämlich in der Bilderwelt von Heidi Langauer durchaus eine symbolische Bedeutung im Sinne von Unschuld und Schuld, Gut und Böse oder Tag und Nacht. „Schwarz strukturiert meine Anliegen, ist körperhaft, warm, expressiv und doch dunkel bedrohlich. Male oder schichte ich nun Weiss über Schwarz decke ich Beunruhigendes mehr oder weniger zu. Trotz dieser Beschönigung besteht Schwarz weiter“, sagt Heidi Langauer.
Die malerische Umsetzung politischer Themen betreibt die Künstlerin schon längere Zeit. In den vergangenen zehn Jahren beschäftigte sie sich unter anderem mit Gentechnik, geteilten Landschaften und Ballungen. Im Falle der Gentechnik und des Klonens tat sie dies zu einer Zeit, während der weder das Schaf Dolly noch die Schreckens-Szenarien vom perfekten „Menschen“ ab der Stange die Öffentlichkeit beschäftigten.
Wichtige Botschaften
In Aristotoles Werthierarchie der Kunst steht die Beschäftigung mit der Zukunft an erster Stelle. Wer sich nämlich mit der Vergangenheit beschäftigt, der idealisiert Autoritäten und Besitz, während die Themen der Gegenwart den Status Quo stillschweigend unterstützen. Es liegt also auf der Hand, warum Richard Nixon alle abstrakten Gemälde aus dem weissen Haus entfernen liess, als er dort einzog.
Obwohl sie sich selber als eher schwermütig beschreibt, ist die teilweise düstere Bilderwelt Heidi Langauers nicht als Resultat paranoider und depressiver Gedankengänge zu sehen. Schon in ihrer frühsten Kindheit erlebte sie, wie manchmal alles noch viel schlimmer kommen kann als befürchtet. Wer wie sie in Wien zwischen Einmarsch der Nazis und Ausbruch des zweiten Weltkrieges geboren wurde, hat uns Wichtiges mitzuteilen über gefährliche gesellschaftliche Entwicklungen und technische Bedrohungen.
Text: Martin Mühlegg / IG Halle
Anlässe in der Ausstellung WEISS. ich weiss
Vernissage
Freitag, 10. Januar, 19.00 Uhr
Einführung: Gabriela Schenker, Kulturredaktorin
Matinée
Sonntag, 2. Februar, 11.00 Uhr
Mit Jochen Baldes, Saxophon
Führung mit Heidi Langauer
Kommentare (0)